Die Tresterer im Schwaigerlehen
An Frieden, an Gsund
und an Reim
mit Fotos von Cordula Flegel
Mit der Nacht vom 5. auf den 6. Jänner enden die Raunächte, deren Zahl je nach Gegend und Überlieferung variiert. Zwischen dem kalendarischen Winterbeginn, der Thomasnacht, und dem Dreikönigsfest haben sich aus der Verschmelzung heidnischer Bräuche und christlicher Festtage sowie aus der Zusammenführung des Mondjahres mit dem Sonnenjahr eine Reihe von Bräuchen und Ritualen entwickelt, die bis heute im Oberpinzgau gelebt werden. Die Finsterstnis kämpft gegen das Licht, die Nacht gegen den Tag. Die dunklen Geister sollen beschwört werden, die hellen künden von der Zukunft und vom Glück. Die Tresterer, die am Dreikönigstag in Stuhlfelden in Begleitung von Glockenbuben, Werch- und Zapfenmandeln, Schirchperchten, von der Hex, dem Lapp und der Lappin von Haus zu Haus ziehen, haben diese Tradition wieder aufgenommen und ihre vornehmste Aufgabe ist es, Glück, Segen und Fruchtbarkeit zu wünschen: An Frieden, an Gsund und an Reim. Der Auftritt der farbenfroh und dekorativ kostümierten Männer – meistens am Dreikönigstag – zählt auch im Schwaigerlehen zu den Höhepunkten des Festkalenders.
Weil aktuell so vieles anders ist, als wir es gewohnt waren, erinnern wir uns heuer mit großer Freude an das Trestern im Vorjahr. Das rhythmische Stampfen dieser Schönperchten ist seiner Bedeutung nach ein Fruchtbarkeitstanz, wobei der Boden symbolisch für die neue Saat vorbereitet werden soll. Deshalb heißt es genau hinzuschauen, wie hoch die Tresterer jeweils springen. Je höher die Sprünge, desto höher soll das Getreide im kommenden Sommer wachsen. Um das alles hautnah mitzuerleben, müssen wir uns jedoch bis zum Dreikönigstag 2022 gedulden. Zwischendurch hilft ein neues Buch über die Schönperchten – Pinzgauer Tresterer – aus dem Tauriska Verlag, die Zeit bis dahin zu verkürzen.